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Am 31. August 1870 wurde Maria Montessori in dem kleinen
italienischen
Dorf Chiaravalle geboren. Durch ihre Eltern kam sie schon frühzeitig mit
Fragen der sozialen Verantwortung in Berührung und besuchte - entgegen
dem damaligen Zeitgeist - eine naturwissenschaftlich/technisch ausgerichtete
Schule. Auch ihr Studium der Medizin, das sie 1892 an der Universität Rom
begann, war außergewöhnlich, ja geradezu unerhört. Gegen alle inneren und
äußeren Widerstände schloss sie es 1896 mit großem Erfolg und einem
glänzenden Examen ab. Damit war sie die erste italienische Doktorin im
Bereich der Medizin.
Unverzüglich machte sie sich selbstständig und eröffnete eine eigene Praxis
in Rom, arbeitete aber gleichzeitig als Assistentin in der psychatrischen
Abteilung der römischen Universitätsklinik.
Dort begegnete sie erstmalig den von der Gesellschaft aufgegeben
Kindern. Sie erkannte, dass das Schicksal dieser allgemein als
schwachsinnig angesehenen Jungen und Mädchen nicht zwangsläufig
hoffnungslos sein musste.
Den unübersehbaren Tätigkeitsdrang dieser Kinder brachte
sie in
Verbindung mit den Schriften der französischen Ärzte Jean Itard und
Edouard Séguin, die sich ebenfalls mit der Erziehung "Zurückgebliebener"
beschäftigt hatten.
Sie hob die Problematik damit erstmalig für sich auf die
Ebene der
Pädagogik und entwickelte in der Folge das "Sinnesmaterial" Séguins
weiter und hatte damit in kurzer Zeit aufsehenerregende Erfolge.
Ein zentrales Element ihrer pädagogischen Entdeckungen war die
"Polarisation der Aufmerksamkeit".
Damit wird die Fähigkeit von Kinder beschrieben, sich in eine tiefe
Konzentration bei der Beschäftigung mit einem selbstgewählten
Gegenstand zu begeben.
Maria Montessori entdeckte dieses Phänomen bei der Beobachtung
eines kleinen Mädchens, das eine Übung mit Einsatzzylindern über
40 mal wiederholte und sich dabei durch nichts und niemanden ablenken
oder stören ließ. Diese originäre kindliche Fähigkeit
der Konzentration
stellte für sie den zentralen Faktor der Bildungsfähigkeit dar. Damit sich
die Sammlung der Konzentration ‚entzünden' kann, bedarf
es einer
äußeren Anregung, die Maria Montessori die "Vorbereitete Umgebung"
nannte. Darin kann sich das Kind für eine Beschäftigung frei entscheiden
und mit Hilfe ihrer didaktischen Materialien unbeirrt und konzentriert arbeiten.
Im Jahre 1907 übernahm sie die Leitung des
Kinderhauses
"Casa d'ei Bambini" im römischen Stadtteil San Lorenzo. Die Kinder
dieses Hauses kamen zwar aus schwierigen Verhältnissen und waren
bei der Aufnahme stark vernachlässigt, aber nicht geistig behindert,
wie die Kinder aus ihren psychiatrischen Erstkontakten.
Diesen ‚normalen' Kindern bot sie die gleichen Arbeitsmaterialien an,
wie vorher den geistig behinderten. Die pädagogischen Erfolge stellten
sich auch hier in einem Maße ein, die Maria Montessorie selbst in
höchstes Erstaunen versetzte.
Im weiteren Verlauf ihrer Forschungen setzte sie sich intensiv mit den
Arbeiten der Pädagogen Rousseau, Fröbel und Pestalozzi auseinander
und entwickelte ihre Materialien und selbst angepasste Schulmöbel
stetig weiter. Letztendlich war beides für alle Schulkinder geeignet und
konnte überall als "Vorbereitete Umgebung" eingesetzt werden.
Mit dem Erscheinen Ihres ersten Buches "Il methodo della pädagogica"
(Die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik) legte sie den Grundstein
für eine neue Erziehungslehre, die (wie die Konzepte anderer Reform-
pädagogen auch) vom Kinde ausgeht.
Die "Montessori-Methode" stieß überall auf großes Interesse und
verbreitete sich bald auf allen Kontinenten. Maria Montessoria unternahm
eine stark beachtete Reise nach Amerika, war auch später noch viele Male
in aller Welt unterwegs und hielt Vorträge und bot Ausbildungskurse an.
Ihr persönlicher Lebensweg führte sie ab 1916 für 20
Jahre nach
Barcelona und ab 1936 (Bürgerkrieg!) in die Niederlande nach Amsterdam.
1939 verließ sie Europa und lebte in Indien. Hier nahm die Montessori-
Bewegung einen ungeheuren Aufschwung.
Erst 1949 kehrte sie endgültig nach Europa zurück und starb 1952
in Nordwijk aan Zee in den Niederlanden.
Immer wieder wurde die Entwicklung der Montessori
Pädagogik durch
totalitäre Regime gestoppt. In der
national-sozialistischen Zeit passte
eine Pädagogik, die auf dem Prinzip der Erziehung zur
Freihet beruhte,
nicht in das Weltbild der Herrschenden.
Ihre Bücher wurden verbrannt, ihre Schulen und Einrichtungen geschlossen.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es erste neue Ansätze der Montessori-Erziehung
in Deutschland, vor allem durch das Wirken von Prof. Helene Helming, einer
ehemaligen Schülerin von Maria Montessori.
"Kinder sind anders!"
In diesem Buch legte Maria Montessori ihre zentralen Gedanken und ihr
oberstes Erziehungsziel nieder:
Der Selbstbildungstrieb der Kinder führt zur Entfaltung ihrer Individualität.
Erzieher und Lehrer sollen vor allen Dingen Hilfen zur Verfügung stellen
und vertrauensvoll auf die inneren Kräfte des Kindes setzen.