Selbständigkeit
Ein Kind, das aktiv handelt, erprobt dabei seine Fähigkeiten, nimmt sich und sein Können bewusst wahr und gelangt so zunehmend zu seiner altersgerechten Selbständigkeit. Aus der gewonnenen
Selbständigkeit erwächst Selbstsicherheit und damit Unabhängigkeit vom Erwachsenen.
Die Aussage eines Kindes: „Hilf mir, es selbst zu tun!“
machte Maria Montessori zu einer Leitmaxime ihrer Pädagogik
Maria Montessori erkannte, dass der Ursprung der kindlichen Entwicklung im Inneren des Kindes liegt, dass jedes Kind mit einem inneren Bauplan geboren wird.
Die Entwicklung vollzieht sich nach physiologischen und entwicklungspsychologischen Gesichtspunkten gemäß dem kindlichen individuellen Wesen.
„Wie jede Keimzelle bereits den Bauplan des ganzen
Organismus in sich trägt, ohne dass dieser irgendwie feststellbar wäre, so enthält jedes neugeborene Lebewesen, welcher Gattung es immer angehört, in sich den Bauplan jener psychischen Instinkte
und Funktionen, die das Wesen instand setzen sollen, zur Außenwelt in Beziehung zu treten.“(Maria Montessori)
Das Kind kann seinem inneren Bauplan nur folgen, wenn es in einer Umgebung aufwächst, die seinen Bedürfnissen gerecht wird. Für Montessori ist die Zeit der frühen Kindheit die wichtigste, die in jeder nur möglichen Weise durch Anregungen ausgefüllt werden soll.
Altersgemischte Lerngruppen ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung gemäß in einer festen Bezugsgruppe zu lernen. Dort erhalten sie durch Lernangebote und Materialien auf unterschiedlichem Niveau, durch die vielfältigen Arbeiten der Mitschülerinnen und Mitschüler, durch deren unterschiedlichen Entwicklungs- und Erfahrungsschatz eine Vielzahl fachlicher, praktischer und kreativer Anregungen. Dies ermöglicht den Kindern, oberhalb oder unterhalb des für einen Jahrgang vorgesehenen Fachniveaus zu arbeiten, ohne ihre Bezugsgruppe verlassen zu müssen. So fördern jahrgangsübergreifende Gruppen individualisiertes Lernen und die Integration mit besonderen Lernbegabungen/-stärken oder Lernschwächen. Kinder können gut voneinander lernen, da ihre Denkweisen sich oft näher sind als die zwischen Lehrperson und Schüler. Zudem ergibt sich für das erklärende Kind ein Lernzuwachs, denn auf diese Weise muss es sein Wissen nochmals genau durchdenken, strukturieren und sich sprachlich präzise ausdrücken. Auch die Jüngeren werden in ihrem Bestreben, den Älteren nachzueifern, bestärkt und motiviert. Langjährige Erfahrungen in Montessorischulen, aber auch die Erfahrungen anderer Länder (z. B. Skandinavien) zeigen, dass gerade leistungsheterogene Lerngruppen ein besonders hohes Leistungs- und Arbeitsniveau zeigen.
Darüber hinaus bildet die altersgemischte Gruppe ein besonders geeignetes Fundament für soziales Lernen. Jeder Schüler kommt im Laufe seiner Schulzeit in die Rolle des Helfenden und Hilfesuchenden. Die Altersmischung bildet eine natürlichere Gruppe, wie sie jedes Kind auch außerhalb der Schule kennt, und verringert die Neigung zu Konkurrenz untereinander. Die Erfahrung der Heterogenität (bezüglich des Geschlechts, des Alters, des Wissensstandes, der Fähigkeiten, Interessen und der persönlichen Eigenheiten) erleichtert die Entwicklung von gegenseitiger Achtung, Rücksichtnahme und Toleranz. Sie fördert darüber hinaus den Teamgedanken, wenn die Unterschiedlichkeit in gemeinsame Vorhaben genutzt wird.
Wir haben die Aufgabe, die soziale und materielle Umgebung des Kindes so vorzubereiten, dass es alles vorfindet, was ihm ein positives Aufwachsen in unserer Gesellschaft und Kultur erleichtert.
„Man muss die Umgebung des Kindes so anpassen, dass es darin alle Elemente findet, die für die Abschnitte seiner Entwicklung notwendig sind, verweilen und die erforderliche Hilfe finden kann.“ (Maria Montessori)
Die sensible Phase der Ordnung
Das Kind entwickelt großes Interesse und eine ausgeprägte Fähigkeit, die Dinge in seiner Umgebung zu beobachten, zu entdecken und sicher und schnell wahrzunehmen.
„Jeder Mensch hat einen mathematischen Geist.“
(Maria Montessori)
In der Mathematik geht es nicht nur darum, dass ein Kind mathematische Probleme zu lösen lernt. Sie ist ein Mittel, welches das Kind zu präzisem Denken und strukturiertem Arbeiten führt.
Das Mathematikmaterial bei uns soll nicht etwa kleine Rechenkünstler ausbilden. Vielmehr ermöglicht die Arbeit mit dem Material dem Kind, seinen natürlichen Interessen zu folgen und sich seine Umwelt ordnend und vergleichend zu erschließen.
Die Mathematik ist – zusammen mit der Astronomie und den Naturwissenschaften – die älteste Wissenschaft und bis heute mit ihrem logischen Aufbau ein Vorbild für alle Wissenschaften. Sie wird dem Kind „Schlüssel zur Welt“.
Die vielfältigen Erfahrungen mit Mengen, Zahlen, Größenverhältnissen und geometrischen Formen, die das Kind täglich in seiner Umwelt macht, können mit Hilfe der Materialien systematisiert und eingeordnet werden.